Charlie von der Leie ( 1979-1988 )
Meinen ersten Irish Terrier, Charlie von der Leie, durfte ich 1979 als angehender Teenager in die Arme schließen. In unserer Familie gab es zu diesem Zeitpunkt einen heißgeliebten Deutsch Drahthaar, der mit meinem Großvater und Vater zur Jagd ging und mit dem ich aufwachsen durfte.
Mein sehnlichster Wunsch war jedoch immer ein eigener Hund. Schließlich gaben meine Eltern dem Drängeln ihrer Tochter nach, schränkten die Hundeauswahl jedoch mittels der Attribute “mittelgroß” und “Hündin” ein, um zu gewährleisten, dass ich mit der Erziehung und Führung des Hundes nicht überfordert sein würde. In die nähere Auswahl kamen die Rassen Mittelschnauzer und Irish Terrier. Im Sommer 1979 wurde dann im Fernsehen “Freundschaft wider Willen” ausgestrahlt, eine Verfilmung eines Jack-London-Romans mit dem Irish Terrier “Fluffy von der Frankenlerche” in der Hauptrolle. Ich war hingerissen! Einen solchen Hund wollte ich haben, der Mittelschnauzer stand nicht mehr zur Diskussion. So kam einige Monate später Charlie zu uns, zwar ein Irish Terrier, aber keine Hündin, denn – vielleicht als Resonanz auf die Ausstrahlung des Spielfilms – die Nachfrage nach Irish Terriern war groß und eine kleine Hündin war nirgendwo zu bekommen. Charlie, ein Sohn von Shannon von der Frankenlerche, wurde mit den ganzen Hoffnungen und Erwartungen einer Dreizehnjährigen an den perfekten Hund überschüttet und – er war es auch! Er war mein ständiger Begleiter, mein Freund und Beschützer, mein Kummerkasten und ausgelassener und humorvoller Spielkamerad. Mein Vater nahm ihn mit zur Jagd, wobei Charlie beim Stöbern und zur Nachsuche oft seine gute Nase unter Beweis stellte. Da zudem die ganze Familie der Ansicht war, dass es keinen schöneren Hund gäbe, kam schließlich von meiner Mutter die Anregung, ihn doch einmal auszustellen. Auch das taten wir mit Erfolg, obwohl ich sagen muss, dass meine Trimmkünste zum damaligen Zeitpunkt noch sehr verbesserungswürdig waren.
Charlie lehrte mich viel über die charakteristische Art des Irish Terriers, er zeigte jeden Tag auf’s Neue, dass er etwas Besonderes war. Schon als junges Mädchen stand für mich fest, dass ich diese Rasse einmal züchten wollte. Als er uns – viel zu früh – im Alter von neun Jahren verlassen musste, dachte ich, dass es nie wieder einen Hund wie ihn geben würde. Und damit hatte ich Recht – und auch nicht. Denn alle Irish Terrier, die nach Charlie mein Leben teilten, waren und sind auf ihre Art einzigartig und doch haben sie alle etwas gemeinsam, das auch für Charlie in hohem Maße charakteristisch war: Loyalität und Treue, ohne unterwürfig zu sein, Intelligenz ohne Überspanntheit, Charme und…. die lachenden irischen Augen.
Ingrid Schreiner