1994-2006
Mut und Robustheit
Hardy ist eher „ungeplant“ zu uns gekommen, denn eigentlich wollten wir keinen zweiten Rüden und schon gar nicht einen, der so eng mit Seanin verwandt ist…,aber auf seine „Hardy-typische“ Art hat er sich in alle Herzen geschlichen und schon nach kurzer Zeit wollte ihn niemand mehr missen. Hardy und sein Bruder Jerry kamen als 12-wöchige Welpen mit „Lufthansa Cargo“ in einer stabilen Transportbox am Düsseldorfer Flughafen an, in die sie zwei Stunden vorher in Dublin gesetzt worden waren. Den Flug hatten sie schlafend und völlig unbeeindruckt überstanden: gähnend streckten sie mir beim Ausladen ihre rosa Zungen entgegen. So hatte ihr Züchter Eddie O’Brien doch recht behalten, als er auf meine besorgten telefonischen Anfragen, ob denn ein Flug für die Welpen nicht zu belastend ( …kalt, nervenaufreibend oder sonst irgendwie traumatisch… ) sei, lediglich mit typisch irischer Mentalität antwortete: „ Ingrid, they are Irish Terriers, don’t worry, they are very hardy!“ So kam einer der Welpen zu seinem Namen – Hardy -, was übersetzt ‘mutig, robust, widerstandfähig’ heißt, und niemals hat ein Name besser zu einem Hund gepasst. Denn nachdem klar war, dass Hardy bei uns bleiben sollte ( die für ihn vorgesehene Familie hatte sich kurzfristig anders entschieden ), fiel er zunächst einmal sämtliche Treppen herunter, ( die er aber weiterhin gutgelaunt und völlig unbeschadet immer wieder neu in Angriff nahm), geriet auf Grund seiner unbekümmerten Dreistigkeit mit allen erwachsenen Hunden aneinander ( die einen dermaßen unverfrorenen Welpen auch noch nicht erlebt hatten ) und hatte bereits im zarten Alter von 4 Monaten eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Schornsteinfeger ( der sich nicht mehr von der Leiter traute, da Klein-Hardy mit böse gefletschtem Milchzahngebiss glaubte, das Haus vor „schwarzen Männern“ bewachen zu müssen ). Schnell wurde er ob seines offensichtlichen Größenwahns „Hardy the Man“ gerufen. Seanin hatte alle Mühe, dem kleinen Kerl nachdrücklich klar zu machen, dass nicht er zur Führung des Rudels berufen sei, und seine Erziehungsmaßnahmen mussten zeitweilig recht drastische Formen annehmen, bevor Hardy die Führungsposition des älteren Rüden endgültig akzeptierte. Andererseits liebte Hardy bereits als Welpe ausgiebige Schmusestunden, bei denen er stundenlang – Beine himmelwärts gestreckt – auf dem Schoß des „Streichelwilligen“ liegen konnte und sich genüßlich das pralle Bäuchlein liebkosen ließ. Auch später noch war Hardy ein Wolf im Schafspelz ( letzteres ist nur im übertragenen Sinne zu verstehen, denn er besitzt ein ausgezeichnetes Haar!). Hardy fraß und trank alles voller Begeisterung und mit gutem Appetit, ohne sich nur ansatzweise den Magen zu verderben. Einmal hatte ich einen regelrechten Kampf mit ihm auszufechten, als er im Feld einen halbverwesten Hasen fand und diesen auf der Stelle zu verspeisen gedachte – leider hatte er die Rechnung ohne sein Frauchen gemacht, das den Hasen kurzerhand an einem noch heraushängenden Stück wieder ans Tageslicht beförderte. Neben seinen kulinarischen Interessen war er ein ausgezeichneter Jagd- und Wachhund, ein passionierter Deckrüde und ein leidenschaftlicher Schmusehund. Allerdings wurde er von Mutter Natur nicht mit einer ausgeprägten Feinmotorik ausgestattet – diverse zerbrochene Vasen gehen auf sein Konto – und er ist bis heute der einzige meiner Hunde, der es fertig gebracht hat, mitten in der Nachtaus seinem (20cm hoch umrandeten!) Körbchen zu fallen (warscheinlich hat er damals eine neue, noch bequemere Rückenschlaflage ausprobiert)! So kann man sich mein Entsetzen vorstellen, als er einmal im Garten ein rohes Ei apportierten sollte, damit aber kurzerhand ( im Sinne des „Beuteversteckens“ ) ins Wohnzimmer galoppierte und auf einen meiner Wohnzimmersessel sprang, wo man rohe Eier ja bekanntlich am ungestörtesten vertilgen kann. Um es vorwegzunehmen: Das Ei blieb ganz und Hardy bekam es wegen seiner ungewöhnlichen Feinfühligkeit zur Belohnung ordnungsgemäß über sein Fressen geschlagen! So wurde Hardy wegen seiner Qualitäten von vielen geliebt: Männer schätzten seine „Griffigkeit“ und unerschütterliche Robustheit, Frauen seine Verschmustheit und Wachsamkeit und Kinder waren immer wieder von seinem teddybärhaften Charme hingerissen – er ist eben einfach ein Irish Terrier wie er im Buche steht!
(Ingrid Schreiner)